Wer hat diese Situation beim Fotografieren nicht schon mal erlebt: Man besucht eine tolle Sehenswürdigkeit und ausgerechnet in diesem Moment steht die Sonne für das erträumte Motiv genau an der falschen Stelle. Es wäre natürlich wünschenswert zur besten Zeit an der Location zu sein. Wer also Top Fotos von seiner Foto-Tour mitbringen will, sollte sich im Vorfeld gut vorbereiten. Immer wieder werde ich gefragt, wie ich es schaffe zur richtigen Zeit an für mich wichtigen Foto-Spots zu sein. Dabei hilft mir im wesentlichen eine App: The Photographer’s Ephemeris (Abk. TPE). In diesem Artikel meiner Fotoschule möchte ich euch das grundlegende Funktionsprinzip zur Planung mit Hilfe dieser App vorstellen.

The Photographer’s Ephemeris App

Auch wenn es noch weitere Apps mit ähnlichen Funktionen gibt, ist The Photographer’s Ephemeris nach wie vor mein Favorit. Die App steht als kostenpflichtige App für iOS und Android zur Verfügung, kann aber auch kostenlos als Desktop–Version genutzt werden. TPE ist bisher nur in englischer Sprache erhältlich.

TPE für iOS  (9,99 € – Stand 01.01.2018) Link: App Store
TPE für Android (3,09 € – Stand 01.01.2018) Link: Play Store
TPE Desktop-Version (kostenlos – Stand 01.01.2018) Link: Desktop

Mithilfe von TPE kannst du die Lichtverhältnisse eines Tages bei deiner Planung berücksichtigen. Dies ist besonders für Landschaftsfotografen interessant, da mit diesem nützlichen Tool die zu erwartenden Zeiten von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang an jeder beliebigen Position auf der Weltkarte zu deinem gewünschten Kalenderdatum ermittelt werden können. Das ganze funktioniert basierend auf Google Maps in den gängigen Kartenansichten Standard, Topografisch, Satellit oder Hybrid.

Es sollte gesagt sein, dass sich viele weitere Informationen wie u.a. Mondphasen, Stand des Mondes, Sonnenstand, Dämmerungszeiten, Höheninformationen und Schattenlänge mithilfe von TPE ermitteln lassen. Wer wollte nicht schon mal wissen, ob das gewünschte Motiv zur gefragten Zeit im Schatten liegt? Ich möchte in diesem Artikel ein grundlegendes Verständnis des Funktionsprinzips der App exemplarisch am Beispiel Sonnenaufgang/Sonnenuntergang geben. Dies ist sicher auch einer der häufigsten Einsatzzwecke für viele Nutzer. Insgesamt bietet die App einen großen Funktionsumfang und stellt ein nützliches Werkzeug für jeden Fotografen dar. Die komplexeren und tiefergehenden Funktionen werden bei Interesse vielleicht mal Teil eines weiteren Artikels.

Erste Schritte mit The Photographer’s Ephemeris

Vorstellen werde ich TPE anhand der kostenlosen Desktop-Version. Diese erreichst du unter folgendem Link: Desktop-Version TPE. Es ist für die Nutzung der App nicht zwingend notwendig, aber ich empfehle zunächst einen kostenlosen Account (Anmeldung) anzulegen. Denn so kannst du gespeicherte Locations zwischen verschiedenen Endgeräten synchronisieren – sehr praktisch.

Die Startseite der App zeigt im wesentlichen standardmäßig eine topografische Karte, Informationen zur aktuelle Zeitzone, das Datum, Buttons zur Datumsauswahl, GPS-Koordinaten des gewählten Standorts und eine Suchleiste für den gewünschten Standort. Auf den Schieberegler im unteren Bereich der Karte und den Bookmark-Button oben gehe ich später noch genauer ein. Die grundlegende Bedienung der Karte (Verschieben, Zoom,..) ist denke ich jedem von Google Maps bekannt.

The Photographer’s Ephemeris

Startseite der Desktop-Version von TPE

Die rote Nadel im Zentrum der Karte zeigt den aktuellen Standort bzw. den gewählten. Die darauf zuführenden farbigen Linien geben die Richtung an, aus der das jeweilige Licht kommt. Dabei steht gelb für den Sonnenaufgang (Sunrise), orange für den Sonnenuntergang (Sunset) und hell-/dunkelblau für Mondaufgang/Monduntergang (Monrise/Moonset). Neben dem Sonnenstand am Himmel macht die App auch Angaben zum Winkel über dem Horizont und ermöglicht die Bestimmung interessanter Parameter wie der Schattenlänge.

Planung einer Foto-Tour mit TPE

Ich nutze TPE meistens, wenn ich ein Motiv zu einer bestimmten Zeit (z.B. Sonnenuntergang) fotografieren möchte. Genauso lässt sich auf diese Weise im Vorfeld auch sehr einfach feststellen, aus welcher Richtung die Sonne zu einer bestimmten Zeit auf ein Motiv fallen wird, zu der ich plane vor Ort zu sein.

Als Beispiel nehmen wir mal folgenden Fall an:
Ich möchte am 08.05.2018 den Horseshoe Bend in Arizona (USA) zum Sonnenuntergang im Gegenlicht fotografieren. Zunächst prüfe ich mittels TPE den richtigen Standpunkt in Hinblick auf eine Aufnahme zum Sonnenuntergang und wann ich an dem gewünschten Tag vor Ort sein muss. Die meisten Standorte werden durch einfache Eingabe in das Suchfeld oben rechts über der Karte automatisch gefunden und gepinnt, so auch der Horseshoe Bend. Anschließend einfach noch im Datumsfeld den 08.05.2018 auswählen und es ergibt sich folgende Kartenansicht.

The Photographer’s Ephemeris

Beispiel: Horseshoe Bend (Arizona, USA) zum Sonnenuntergang

Die orangene Line zeigt an, dass das Sonnenlicht zum Sonnenuntergang mit Standpunkt (rote Nadel) an der bekannten Observation Area von vorne kommt und ich von dort aus eine schöne Gegenlichtaufnahme des Sonnenuntergangs machen kann. Gleichzeitig zeigt mir die Informationsleiste oberhalb des Schiebereglers den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs an diesem Tag an, nämlich 19:20 Uhr. Somit habe ich neben dem richtigen Standpunkt auch die Zeit, wann ich vor Ort sein muss.

Horseshoe Bend

Ergebnis Horseshoe Bend im September 2016 nach Planung mit TPE

Ich hatte oben neben Situationen wie einem Sonnenuntergang erwähnt, dass sich mit TPE auch einfach herausfinden lässt, aus welcher Richtung die Sonne zu einer bestimmten Zeit auf ein Motiv fällt. An dieser Stelle kommt der genannte Schieberegler im unteren Kartenbereich ins Spiel. Durch einfaches Verschieben des Reglers wird der Verlauf von Sonne und Mond über den Tag durch wandern der Linien auf der Karte visualisiert. So lässt sich für jede Tageszeit ermitteln, aus welcher Richtung die Lichtquelle kommen wird. Nicht selten möchte man bei seinem Motiv ein Gegenlicht der Sonne vermeiden, dies lässt sich so mit TPE bereits im Vorfeld überprüfen. Nehmen wir an ich würde am Horseshoe Bend die Sonne im Rücken haben wollen, dann ermittelt mir TPE über Verschieben des Schiebereglers für den 08.05.2018 eine Zeit um ca. 10:00 Uhr.

The Photographer’s Ephemeris

Lichtrichtung mit TPE kalkulieren

Hinweis: Es ist zu beachten, dass sich die Zeiten (Aufgang/Untergang) auf den Horizont beziehen. Befindet sich also noch höheres Gelände zwischen dir und dem Horizont (zum Beispiel Standpunkt in einem Tal und die aufgehende Sonne hinter einer Bergkuppe soll fotografiert werden), ergeben sich andere Bedingungen die berücksichtigt werden müssen. Hier kommt die Geodäsie ins Spiel, wofür TPE fortgeschrittene Funktionen (u.a. der graue Geodetics Marker, Höhe, Winkel) bereit hält. Dies soll aber wie gesagt nicht Thema dieses Artikels sein. In den meisten Standard-Situationen passen die Zeiten auch so sehr gut. Vor dem Hintergrund des üblichen Ratschlags für Landschaftsfotografen – nämlich zeitig am Zielort anzukommen – fallen geringe Unterschiede in den Zeiten aufgrund der Höhe über dem Horizont nicht wirklich ins Gewicht. Daher habe ich die erweiterten Funktionen bisher nur für spezielle Situationen (Gebirge, Schattenlänge, etc.) benötigt.

Locations speichern und synchronisieren

Eine weitere praktische zuvor schon genannte Funktion von TPE ist das Abspeichern von gewünschten Locations, welche dann zwischen verschiedenen Endgeräten synchronisiert werden können. Bleiben wir dazu beim Beispiel des Horseshoe Bend von oben. Mit einem Klick auf das Bookmark-Symbol neben der Lupe am Suchfeld rechts oberhalb der Karte oder einfaches Betätigen des Buchstaben „B“ wird die Location abgespeichert und man landet auf der Seite der gespeicherten Locations. Die Location kann dann dort beliebig benannt werden.

The Photographer’s Ephemeris

Speichern und Synchronisieren von Locations in TPE

Wenn man nun noch den Button Synchronize betätigt, können alle gespeicherten Locations zwischen allen Endgeräten mit TPE synchronisiert werden. So kann man zuhause am Computer in Ruhe die Planung machen und diese dann für die Tour auf das Smartphone oder Tablet synchronisieren. Das klappt einwandfrei und ist äußerst praktisch. Die Bedienung der mobilen App ist grundsätzlich ähnlich realisiert.

The Photographer’s Ephemeris
Tipp: Genauso lässt sich eine spontan angetroffene sehenswerte Location während einer Foto-Tour mittels Standortbestimmung in der App auf der Karte lokalisieren und der genaue Standort für ein späteres erneutes Aufsuchen unter den Locations absichern und auf alle Geräte synchronisieren. Die Möglichkeiten sind vielfältig!

Fazit

Schon mit dem Verständnis der hier vorgestellten grundlegenden Funktionen der sehr umfangreichen App The Photographer’s Ephemeris lässt sich fast jede Foto-Tour sehr gut planen. Die App ist fester Bestandteil meiner Planung und erspart mir immer wieder schlecht vorbereitete, erfolglose Ausflüge. Auch macht man sich so deutlich mehr Gedanken um das gewünschte Motiv. Mit dieser App weiß ich genau, wann ich zu meiner Wunsch-Location aufbrechen muss. Ich wünsche dir nun viel Spass beim Ausprobieren!

Weitere wissenswerte Artikel aus der Reihe der Fotoschule findest du hier: Fotoschule. Eine Übersicht zu meinem verwendeten Foto-Equipment gibt es hier: Foto-Equipment.

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Transparenz:
Die hier vorgestellte App The Photographer’s Ephemeris habe ich selber gekauft. Ich wurde für diesen Artikel von niemandem bezahlt oder unterstützt. Es handelt sich um meine persönliche Meinung.

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